Projektinhalt:
Nach langem Dornröschenschlaf haben wir durch die coronabedingte Kulturpause Zeit gefunden, den ehemaligen Taubenturm des Klosters zu renovieren und durch den Lichtkünstler Paul Droege illuminieren zu lassen.
Der oktagonale Turm, der voraussichtlich um das Jahr 1530 erbaut wurde, bildet das architektonische Zentrum des Areals und ist wohl in seiner Form eine Reminiszenz an die damalige Kirchenarchitektur. Die dort gezüchteten Tauben sollten das Kloster für die Tafel versorgen, inwieweit die Friedensbringer als Kommunikationsmedium dienten, ist nicht bekannt. Spätestens seit Auflösung der landwirtschaftlichen Domäne in den Wendejahren wurde die Taubenzucht aufgelöst.
Paul Droege hat sich im Rahmen einer Künstlerresidenz auf Posa der Geschichte angenommen und eine audiovisuelle Lichtinstallation über Geschlechterrollen in Taubenfamilien entwickelt. Seither funkeln viele hunderte Taubenaugen aus dem Posaer Turm. Aus jedem Einflugsloch schauen mal hier mal da, kleine farbige Taubenaugen heraus und beobachten die Umgebung. In jedem Loch wohnt eine Familie, welche je nach Brutzyklus in der Regel aus zwei bis vier Tauben besteht. In den Dämmerstunden geschieht dann der tägliche Brutwechsel, bei dem die Geschlechter ihre Erziehungsrollen tauschen. Begleitet von flatternden Flügelklängen, formieren sich die Augen zu einem blinzelnd-leuchtendem Schwarm. Langsam und dann immer schneller wandert der Schwarm entlang der Fassade und löst sich dann plötzlich auf.
Hunderte treue Augen
blinzeln gegen die dunkle Nacht.
Es sind die Tauben, sie sind erwacht.
Heimgekehrt an den verwaisten Ort,
in des Menschen sicheren Hort.
Sie schauen sich um,
auf der Suche nach Gaben,
nach Körnern und Früchtchen,
aus vergangenen Tagen.
Zu später Stunde erhebt sich unruhig ihr Ruf:
„gu rhhuu rhuu“ „gu rhhuuu rhuu“
Blicke wandern rastlos umher
es schlagen, immer schneller,
die Flügel im Federmeer.
Es kommt der Täuberich nach Hause
Doch treibt es in finstere Nacht die Taube,
mit ihren Freundinnen im Schwarm –
ein Ausflug!
Weg von der Farm,
weg vom Kloster,
nach Zeitz, durch ́s Burgenland.
Und morgens dann durch himmlisches Rosa,
müde und satt zurück nach Posa
Paul Droege